Toiletten sind ein Menschenrecht: Warum wir über Sanitärversorgung sprechen müssen

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Vom kleinen Notfall auf fremden Straßen bis zu fehlenden WCs auf Spielplätzen, Toiletten prägen unseren Alltag mehr, als wir denken. Der Welttoilettentag macht auf ein grundlegendes Menschenrecht aufmerksam: Zugang zu sanitärer Versorgung für alle. Initiativen wie Missoir setzen sich für geschlechtergerechte, ökologische und barrierefreie Toiletten ein. Doch noch immer haben Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang – ein Problem, das unsere Städte, unsere Gesundheit und die Gleichberechtigung betrifft.

Zeichnung einer Toilette und "Lasst uns über Toiletten sprechen!"

Der Welttoilettentag wurde 2001 von der Welttoilettenorganisation ins Leben gerufen und 2013 von den Vereinten Nationen offiziell anerkannt. Sein Ziel: Aufmerksamkeit schaffen für ein grundlegendes Menschenrecht: den Zugang zu Sanitärversorgung.

"Wir sollten uns wohlfühlen mit und in unserem Körper - und wenn wir keine Chance haben, zur Toilette zu gehen, wenn wir müssen, fühlen wir uns schlecht” sagt Jack Sim, der Gründer der Welttoilettenorganisation im Film Mr. Toilet, der sich für Toiletten für alle einsetzt.

„Eine Toilette ist ein Menschenrecht.“ Dieser Satz klingt sachlich, aber dahinter steckt ein ganz konkretes Gefühl. Wie sehr uns ein funktionierendes WC im Alltag beeinflusst, merken wir meist erst dann, wenn es fehlt. Ein Erlebnis aus meiner Jugend: Unterwegs in einer fremden Stadt, musste ich extrem dringend auf die Toilette. Keine öffentliche Toilette weit und breit, nur Wohnhäuser. Also blieb nur eins: klingeln, höflich fragen – und hoffen. Es funktionierte. Glück gehabt. Wie würdest du selbst reagieren, wenn eine unbekannte Person bei dir zu Hause klingelt und dringend auf Toilette muss?
Wie würde sich unser Alltag verändern, wenn wir diesen Zugang nicht selbstverständlich hätten?

In Bremen sind es nicht vorhandene öffentliche Toiletten, die uns sichtbar machen, dass der Zugang fehlt. Besonders Familien kennen das Problem: Spielen, Toben, Klettern  und dann kommt der Moment, in dem ein Kind ganz dringend muss. Viele Spielplätze haben keine zugänglichen Toiletten. Fürs „kleine Geschäft“ verschwinden Kinder und auch Erwachsene häufig in die Büsche. Doch dort spielen andere später wieder. Überall findet man benutztes Toilettenpapier – unhygienisch und unschön.

Warum ist das so?
Toiletten müssen gebaut, gewartet und gereinigt werden. Doch wer übernimmt diese Arbeit? Wären wir selbst bereit, uns an Reinigungskosten zu beteiligen oder ein Mindestmaß an Sauberkeit einzuhalten?

Interessant ist: In privaten Haushalten hinterlassen wir Toiletten fast immer sauber. In öffentlichen Toiletten dagegen ist der Umgang oft respektlos. Liegt das daran, dass viele WCs schon schmutzig sind, bevor wir sie betreten? Oder daran, dass niemand sich verantwortlich fühlt?

Und ein weiterer Aspekt bei öffentlichen Toiletten, die Toilettengerechtigkeit. Hierzu sind bereits Artikel auf dieser Webseite zum Welttoilettentag erschienen, dennoch möchte ich noch einmal drauf eingehen und Missoir vorstellen. Pissoirs sind in öffentlichen Toiletten gesetzlich vorgeschrieben, es gibt aber kein gleichwertiges Angebot für Frauen und FLINTA-Personen. Das führt zu struktureller Benachteiligung, längeren Schlangen, weniger Komfort und geringerer Teilhabe am öffentlichen Raum. Eine Initiative dagegen ist das Missoir: das erste Hockurinal für Frauen, entwickelt als gendergerechte Alternative zum Pissoir. Missoir engagiert sich, gemeinsam mit weiteren Initiativen (NetSan) für nachhaltige Sanitärsysteme: für kostenfreie, ökologische, barrierefreie und geschlechtergerechte Toiletten im öffentlichen Raum.

Ist das utopisch? Welche Forderungen ergeben sich daraus?

Toiletten sollen nicht nur funktionieren, sondern auch Wasser sparen, sich gut in Städte integrieren und allen Menschen zugänglich sein – unabhängig von Einkommen, Geschlecht oder Mobilität.

Dafür brauchen wir eine Bestandaufnahme:

·         Wo fehlen Toiletten am dringendsten?

·         Welche Personengruppen werden nicht mitgedacht?

·         Wie kann man nachhaltige, wasserarme Systeme integrieren?

·         Und wie kann Hygiene so organisiert werden, dass Toiletten gern und respektvoll genutzt werden?

Toiletten und die SDGs

Die Ausstellung in der Stadtbibliothek verweist auf Daten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen umfasst 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs).
Eines davon (SDG 6) stellt klar: Alle Menschen sollen Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung und Hygiene haben.

Doch noch immer haben 3,5 Milliarden Menschen weltweit weder Toilette noch Handwaschmöglichkeiten. Die Folgen sind gravierend – für Gesundheit, Bildung und Gleichberechtigung.

Eine Toilette ist ein Menschenrecht – Stimmst du zu? Warum (nicht)? Wirst du in der Ausstellung in der Stadtbibliothek zum Welttoilettentag 2025 gefragt. Wie ist deine Antwort darauf?

 

Linksammlung:

https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-6#anc=Zahlen

https://worldtoilet.org/

https://missoir.de/about/

Damit Missoirs dem Pissoir gleichgestellt werden, gibt es eine Petition auf Change.org.

Und mehr Infos zu NetSan: https://www.netsan.org/