Stadt für Alle?! Feministische Perspektiven in der Stadtentwicklung

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Was hat Feminismus mit Stadtentwicklung zu tun? Wie sieht eine Stadt für alle aus? Darüber haben wir im Rahmen unseres Stadtentwicklungs-Camps mit Dr. Nina Schuster gesprochen, die an der Universität Duisburg-Essen zu feministischer Geografie forscht.

Mehrere Menschen stehen vor eine großen Bremen-Karte und pinnen Karteikarten an die Karte. Darüber steht: Stadtentwicklungs-Camp Tag 1: Feministische Stadtentwicklung.

Städte sind die Bühnen des gesellschaftlichen Lebens. Die gebaute Umwelt repräsentiert Vorstellungen darüber, wie eine Gesellschaft zu wohnen, zu leben und ihre Freizeit zu verbringen hat. Lange Zeit wurden Städte von Männern geplant. Ergebnis ist eine Architektur, die es dem „weißen, heterosexuellen, gesunden, erwerbstätigen Mann“ ohne größere Reibungsverluste ermöglich, seine Bedürfnisse zu erfüllen. Die aktuelle Auffassung von Feminismus  nimmt daher Gruppen in den Fokus, die von dieser "Norm" abweichen. Dabei richtet sich der Blick besonders auf eine intersektionale, also ein Zusammendenken verschiedener Ungleichheitslinien, Betrachtung gesellschaftlicher Umstände.

Warum braucht Stadtentwicklung feministische Perspektiven?

In diesem Video vom Stadtentwicklungscamp erklärt Dr. Nina Schuster die Notwendigkeit einer feministischen Stadtentwicklung, um die Stadt zu einem Raum für alle werden zu lassen. Die Präsentation als PDF-Datei ist am Ende dieses Artikels zum Download verfügbar.

Queerfeministische Stadtentwicklung - Dr. Nina Schuster - Heinrich Böll-Stiftung Bremen

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Feminismus stellt ein Werkzeug der Umgestaltung dieser Ungleichheiten der gebauten Umwelt dar und trägt dazu bei, die Stadt so zu gestalten, dass sie für alle gemacht ist. Denn: Eine gerechte Gestaltung der gebauten Umwelt trägt dazu bei, marginalisierten Gruppen Teilhabe und Mitgestaltung zu ermöglichen. Die selbstbestimmte Entfaltung im Hinterkopf, kommt der gebauten Umwelt als Ort der Realisierung oder Exklusion von marginalisierten Gruppen eine essentielle Bedeutung zu. Das betrifft unter anderem: Sicherheit, Flächengerechtigkeit, Mobilität, die Vereinbarkeit von Care-und Erwerbsarbeit, Sichtbarkeit und Schutzräume sowie inklusive Partizipationsprozesse städtischer Entwicklung.

Eine feministische Stadtentwicklung, die eine Verbesserung der Umstände und eine in Stein gemeißelte Befreiung aus patriarchalen Strukturen der Lebensräume aller auf der Agenda hat, ist also Kernelement der Verwirklichung demokratischer Teilhabe und Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft. Eben einer Stadt für Alle!

Dr. Nina Schuster erläuterte in ihrem Vortrag genau diese Hintergründe. Anschaulich und niedrigschwellig nahm sie das Publikum mit auf eine Reise durch das Fachgebiet der feministischen Geographie und beantwortete in ihrem Vortrag die eingangs formulierten Fragen. In ihrer Forschung fokussiert sie soziale Ungleichheit in städtischen Prozessen, häufig aus queer/feministischer Perspektive. Dabei berücksichtigt sie Themen wie Gentrifizierung, soziale Mischung oder auch Segregation. Zudem ist sie Mitherausgeberin von sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung.