Von Mudder Cordes zu Tante Ümmü: Über den mutigen Umgang mit Altersarmut und öffentlichem Raum

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Gemeinsam mit dem Verein Autofreier StadTraum und dem Filmbüro Bremen luden wir zu einem Film- und Gesprächsabend auf dem potentiellen Mudder-Cordes-Platz, Knochenhauerstraße Ecke Carl-Ronning-Straße, ein.

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Metta Cordes und ihr Esel am Eingang der Knochenhauerstraße.

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Von Mudder Cordes zu Tante Ümmü: Über den mutigen Umgang mit Altersarmut und öffentlichem Raum - Heinrich Böll-Stiftung Bremen

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Metta Cordes (1815 – 1905) galt als Bremer Stadtoriginal: Sie beeindruckte ihre Mitmenschen durch den zähen Willen, sich trotz widrigster ökonomischer Umstände nicht unterkriegen zu lassen. Als verwitwete Frau mit fünf Kindern musste sich „Mudder Cordes“ den Lebensunterhalt mühsam sichern, in dem sie Gemüse und Obst auf der Straße feilbot. Zum „Stadtoriginal“ avancierte sie, nachdem ein Arbeiter ihr einen Hund zum Ziehen des Gemüsekarrens geschenkt hatte. Später zog Esel Anton den Karren, ebenfalls ein Geschenk, mit dem sie auch kleine Fuhren anbieten konnte. Metta Cordes und ihr Esel stehen als Denkmal am Eingang der Knochenhauerstraße.

Die Heinrich Böll-Stiftung Bremen hat vorgeschlagen, im breiten Winkel zwischen Knochenhauer- und Carl-Ronning-Straße, einen kleinen „Metta-Cordes“- bzw. „Mudder-Cordes-Platz“ einzurichten. Die Stiftung verfolgt damit zwei Ziele: Zum einen die stärkere öffentliche Berücksichtigung von Frauen – von den rund 5.320 Bremer Straßen und Plätzen sind nur etwa 90 nach Frauen benannt. Zum anderen geht es um die Aufwertung von öffentlichem Raum und die Steigerung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt.

Im Rahmen der Veranstaltungen haben wir die Figur der Mudder Cordes sozialpolitisch eingeordnet und nach aktuellen Bezügen gefragt. Strukturelle Altersarmut trifft heute insbesondere alleinstehende Frauen der ersten Einwanderungsgeneration, denen sowohl staatliche als auch familiäre Fürsorge fehlt. Orhan Çalışır hat eine 30-minütige Dokumentation über die in Bremen lebende „Tante Ümmü“ gedreht, deren Leben – trotz des Abstands von 150 Jahren – bemerkenswerte Parallelen zu dem der Metta Cordes aufweist. Auch Ümmü Yerlikaya ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die ihr Schicksal in die Hand nimmt.

Gemeinsam mit dem Verein Autofreier StadTraum und dem Filmbüro Bremen luden wir zu einem Film- und Gesprächsabend auf dem potentiellen Mudder-Cordes-Platz ein, bei dem es sowohl um Mudder Cordes als auch um Tante Ümmü ging. Mit dabei waren der Filmemacher Orhan Çalışır, die Bildhauerin Christa Baumgärtel sowie Bremens Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm.