Mein 68 - Ein verspäteter Brief an meinen Vater

Vortrag, Film und Diskussion

17. April, 20 Uhr, City 46

Portrait von Hannes Heer

In "Mein 68. Ein verspäteter Brief an meinen Vater" erzählt Hannes Heer von seiner im Leben gescheiterten und nur im Film möglichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater. Dieser, früher NSDAP-Mitglied und nach dem Krieg CDU-Wähler, hatte auf den politischen Aufbruch der damaligen Studentengeneration und seines eigenen Sohnes mit Empörung reagierte: Er brach in einem Brief alle Brücken zu ihm ab.

Der Film ist die Antwort auf diesen Brief des Vaters und dessen Nichthinsehen- und Nichthinhören-Wollen. Hannes Heer rekonstruiert auf nachdenkliche und selbstkritische Weise im fiktiven Dialog die Gründe für den Aufstand der Studenten – das Verschweigen und Verleugnen jeder Schuld an den Verbrechen des "Dritten Reiches", die Präsenz hoher Ex-Nazis in Justiz, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die Aushöhlung der Demokratie durch die Notstandsgesetze aber auch durch die neo-nazistische Bedrohung wegen des möglichen Einzugs der NPD in die westdeutschen Parlamente.

Der Film erzählt auch, warum der Autor von einem konservativ Studenten, der zu Beginn des Studiums Mitglied einer farbentragenden katholischen „Corporation“ war, zu einem der Protagonisten dieses zunächst phantasievollen und sich dann durch den Tod Benno Ohnesorgs und das Attentat auf Rudi Dutschke radikalisierenden Protestes wurde, wie ihn Universität und Staat dafür 1968 mit Exmatrikulation und Berufsverbot bestraft und was diese politischen Erfahrungen für sein weiteres Leben bedeutet haben.

Im anschließenden Publikumsgespräch sollen Hannes Heers biographische Erfahrungen kontextualisiert und potentielle Parallelen der politischen Situationen damals und heute diskutiert werden.