Kunst und Kultur sind es uns wert - Aufnahmen online

Gespräche über Kultur und Medien

Gespräche über Kultur und Medien (2012) Unter dem Motto „Kunst und Kultur sind es uns wert“ fanden am 7. und 8. Juli 2012 in der Schwankhalle auf Einladung der Heinrich Böll Stiftung Bremen zwei Gesprächsrunden mit KulturpolitikerInnen, UrheberInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen der Netzgemeinde statt.

Sieben Pinsel vor pinkem Hintergrund

Gespräche über Kultur und Medien (2012) Unter dem Motto „Kunst und Kultur sind es uns wert“ fanden am 7. und 8. Juli 2012 in der Schwankhalle auf Einladung der Heinrich Böll Stiftung Bremen zwei Gesprächsrunden mit KulturpolitikerInnen, UrheberInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen der Netzgemeinde statt. Die Diskussionen, zu denen etwa 40 ZuschauerInnen gekommen waren, sind nun auch online verfügbar. Sie sollen einen Beitrag zur aktuellen Debatte leisten. Das Urheberrecht schützt die „Kleinen“: die Schriftsteller, Komponisten und Filmemacher, genauso wie die „Großen“: die Verlags- Musik- und Filmindustrie. In Kraft trat es jedoch bereits 1965, und angesichts neuer Medien und Technologien wird es vielfach als überholt bewertet. Doch was ist „geistiges Eigentum“? Wie können Kreative gestärkt werden? Wie kann sichergestellt werden, dass sie von ihrer Arbeit leben können? Und wie kann gleichzeitig der Zugang der NutzerInnen zu Kunst und Kultur ermöglicht werden? Weder das alte Urheberrecht noch der Verweis auf dessen Infragestellung durch das Internet können diese Fragen beantworten. Die Kontroverse am Samstag betraf zunächst ganz konkret die Frage, was wir unter „geistigem Eigentum“ verstehen und welche Unsicherheiten auf Seiten der UrheberInnen entstehen, wenn dieses nicht mehr anerkannt würde. Die Schriftsteller Andreas Behm und David Safier stellten klar, dass sie ohne das Urheberrecht von Ihrer Arbeit kaum leben könnten. Gleichzeitig plädierte die Runde dafür, auch alternativen Modellen Raum zu geben. So berichtete etwa die Publizistin und Bloggerin Silke Helfrich, dass sie ihre Werke online als Creative Commons veröffentlicht und nur die gedruckte Version verkauft. Eine europäische Perspektive brachte Helga Trüpel (MdEP) ein. Das Internet als grenzüberschreitendes Medium ist eine Herausforderung für die europäische Gesetzgebung, da die Interessen der UrheberInnen nicht nur gegenüber den Interessen der NutzerInnen vertreten werden müssen. Sowohl die Interessen der Urheber als auch die Datenschutz-Interessen der Nutzer gelte es gegenüber der enormen Marktmacht amerikanischer Großkonzerne zu verteidigen. Am Sonntag wurden neue Modelle vorgestellt und debattiert, die das bestehende Urheberrecht ergänzen oder ersetzen könnten. Der Politikwissenschaftler Joost Smiers verwies bei seinem Plädoyer für die Abschaffung des Copyright auf die Kartellbildung im Kulturbetrieb und die zunehmende Privatisierung von Kunst und Kultur. Janosch Schobin stellte drei Grundsätze guten Sharings (Teilens) vor, mit der die gegenseitige Verpflichtung von SharerIn und NutzerIn gegenüber den UrheberInnen wiederhergestellt werden könnte. Regisseur Cay Wesnigk berichtete von dem Ausprobieren neuer Modelle, und der Kultur- und Medienwissenschaftler Jochen Bonz warf die Frage auf, inwiefern die heutige Kultur des Remixes und der Reproduktion mit dem Gedanken geistigen Eigentums vereinbar sei. Der Bremer Kulturpolitiker Carsten Werner plädiert dafür, bei der Suche nach Bezahl- und Vertriebsmodellen Vielfalt zu denken und Entwicklungen zuzulassen. Er möchte vom Streiten über Rechte zum Diskurs über Kulturtechniken und Formate zu kommen: Hybridformen, interaktive Formate, technologische und kulturelle Entwicklungen - das Netz habe der Kultur auch einen großen Schub an Vielfalt, Ressourcen und Öffentlichkeit gebracht. Moderiert wurden beide Podien von Otmar Willi Weber, Radio Bremen. Beide Diskussionen wurden aufgezeichnet und können online abgerufen werden: Das Wohl und Wehe des Urheberrechts David Safier, Andreas Behm, Silke Helfrich und Helga Trüpel 07.07.2012, ca.165 min Neue Wege? Jochen Bonz, Janosch Schobin, Joost Smiers, Carsten Werner, Cay Wesnigk 08.07.2012 175min www.schwankhalle.de/kunstkultur