IPCC-Sonderbericht zu 1,5 Grad: Radikale Emissionsreduktionen und eine Absage an Geoengineering

Die Heinrich-Böll-Stiftung begrüßt den Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zu 1,5 Grad. Darin betont der Weltklimarat die Machbarkeit des 1,5-Grad-Klimaziels, aber auch die Notwendigkeit von umgehenden und radikalen Emissionsreduktionen: Die globalen CO2-Emissionen müssen bis 2030 um rund 45% sinken, und um etwa 2050 bei Null liegen.

Unter allen fossilen Energieträgern weist Kohle den steilsten Reduktionspfad auf: Bis 2030 muss ihr Anteil an der globalen Primärenergie bereits um 61-78% gefallen sein, in 2050 liegt ihr Anteil am globalen Strommix dann bei 0%.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, erklärt dazu: „Es ist ein starkes und notwendiges Signal, dass der IPCC mit der strikten Auslegung des 1,5-Grad-Ziels gesetzt hat: Er betrachtet vor allem Klimaschutzszenarien, die nicht zu einem gefährlichen „overshoot“ führen und nicht auf den Einsatz von Risikotechnologien wie Geoengineering setzen, um Temperaturen später wieder zu senken.“

Dem Thema Geoengineering wird im Sonderbericht eine deutliche Absage erteilt. Technologien des Solar Radiation Management (SRM) werden als unsicher und risikoreich bezeichnet, zudem werden Schwierigkeiten in Bezug auf ihre Regulierung und ihre ethischen Implikationen genannt.

Auch Technologien des Carbon Dioxide Removals wie Bioenergy mit Carbon Capture and Storage (BECCS) werden im Bericht sehr kritisch betrachtet. Insbesondere in großen Maßstäben, sagt der Bericht, wird ihr Einsatz nicht möglich sein. Sie haben stark negative Auswirkungen auf Ökosysteme, Biodiversität und Ernährungssicherheit.

Stattdessen hebt auch der Weltklimarat die Notwendigkeit von transformativen Klimaschutzpfaden und Maßnahmen hervor, die neben dem schnellen Ausstieg aus der fossilen Energie, dem umfassenden Ausbau von regenerativen erneuerbaren Energien und einer schnelleren Elektrifizierung auch den globalen Energie- und Ressourcenverbrauch senken. Zudem gibt es Möglichkeiten der CO2-Bindung durch die Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen, vor allem Wäldern, die der Bericht wegen ihrer Vorteile für Biodiversität, Bodenqualität und lokaler Ernährungssicherheit als sehr positiv bewertet.

Linda Schneider, Referentin für Internationale Klimapolitik, die die Verhandlungen in Incheon, Südkorea, für die Heinrich-Böll-Stiftung verfolgt hat sagte dazu: „Die politischen Botschaften, die der IPCC damit sendet, sind genau die richtigen: Er betont die Notwendigkeit, aber auch die Machbarkeit, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, indem er radikale Emissionsreduktionen einfordert durch einen schnellen Ausstieg aus der fossilen Energie und einen umfassenden Ausbau von erneuerbarer Energie, aber auch durch veränderte Produktions- und Konsummuster und den Schutz und die Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen.